Galionsfiguren

Ob lieblich, verwegen oder stolz – die aus Holz geschnitzten Figuren unter dem Bugspriet eines Segel­schiffes trotzten im Aberglauben von Seeleuten jedem Wetter, wiesen der Schiffs­besatzung den Weg und bewahrten das Schiff vor Unglück.

Galionsfigur
Galionsfigur
Galionsfigur

Der Begriff „Galionsfigur“ leitet sich von „Galion“ (Spanisch: Balkon) ab. Das ist ein Vorbau in Form eines Balkons, der bei einigen Segel­schiffen zu finden ist. Die Figur wird oft so gestaltet, dass sie einen Bezug zum Schiffs­namen hat. Häufig dient die Galions­figur als Schutz­patron oder zur Abschreckung, wie die Drachen­köpfe der Wikinger­schiffe. So finden Sie Löwen, Meerfrauen und Nixen, aber auch Krieger, Ritter, Fürsten, Reeder, zarte und kraft­volle Frauen­gestalten am Bug der Schiffe.

Von der Mannschaft wurde die Galionsfigur als Schutz­patron oder Talisman angesehen. Von ihr hing das Gelingen einer Reise ab. Ihre Beschädigung oder gar Zerstörung war ein böses Omen und signalisierte großes Unglück – das Schiff wurde zu einem Unglücks­schiff.

Seemannsgarn oder nicht?

Wie wichtig die Galionsfigur für die Seefahrer der romantischen Seefahrt war, erzählen alte Seemanns­geschichten:
Als einmal ein Segelschiff nicht so lief, wie der Kapitän es gern wollte, befahl dieser einem Matrosen, der Galions­figur, einer rassigen Schönen, mit dem Schwapper sanft das Gesicht zu kitzeln und dabei zu sagen: „Loop, min Deern, loop to!“ Nach wenigen Augenblicken kam ein günstigerer Wind auf und das Schiff machte gute Fahrt.

Galionsfigur
Galionsfigur
Galionsfigur

Am 1. Juni 1794 meldete die Mannschaft der britischen Fregatte Brunswick, es sei ihrer Galions­figur, die den Herzog von Braunschweig in schottischer National­tracht darstellte, der Hut vom Kopf geschossen worden. Es schicke sich nicht, dass der edle Lord seinen Feinden barhäuptig entgegen­träte. Der Kapitän zögerte nicht lange und stellte als Ersatz seinen gold­betressten Galahut zur Verfügung. Ehe die Sonne sank, war ein entscheidender Sieg der britischen Flotte über die Franzosen erfochten.

Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichten bleibt reine Spekulation. Zweifellos war allerdings für die alten Seeleute das Bild der Galions­figur die Verkörperung des Schiffes selbst, gleichsam die Seele des Schiffes, das sie trug und dem sie sich anvertrauten.

Sie möchten die vielgestaltigen Galions­figuren der majestätischen Großsegler in natura bewundern? Besuchen Sie die traditionellen Windjammer­treffen an der Ostsee, zum Beispiel die Hanse Sail oder die Kieler Woche!

(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)