Gesehen auf https://www.ostsee.de/insel-ruegen/kirche-vitt.php am 07.12.2024
Uferkapelle in Vitt
Im Norden der Insel Rügen grüßt schon von weitem am Rande des Hochufers das weiße Achteck der Kapelle Vitt. Deutlich älter als die Kapelle über dem Fischerdorf Vitt ist der Brauch, den Fischern dort das Evangelium unter freiem Himmel zu predigen. Wie alt er ist, weiß heute niemand mehr mit Gewissheit zu sagen. Vielleicht ist er sogar auf einen alten heidnischen Fangsegen zurück zu führen.
In dem geräumigen Tal oberhalb des Fischerdorfes Vitt war es üblich, in der Heringsfangsaison an acht Sonntagen hintereinander im Freien den Gottesdienst zu feiern – mit Blick auf das Meer; denn die Fischer mussten, sobald der Hering kam, schnell in ihre Boote. Sie konnten sich aus Existenzgründen den weiten Fußmarsch zum Gottesdienst nach Altenkirchen nicht leisten. Also kam der Pfarrer zu ihnen.
Um auch bei schlechtem Wetter eine Zufluchtstätte zu haben, wurde 1806 auf Anregung des damaligen Pastors und Dichters von Altenkirchen, Gotthard Ludwig Kosegarten, die Uferkapelle gebaut und 1816 von seinem Schwiegersohn geweiht. Der Entwurf zum Bau der Kapelle stammt von Karl Friedrich Schinkel.
Sechs dreiteilige Spitzbogenfenster lassen viel Licht in den Innenraum, während der Gottesdienste wurden sie mit Fensterläden geschlossen. Das Klostergewölbe aus Holz ist verputzt und sorgt für eine fantastische Akustik in der Kapelle. Das Dach war mit Holzschindeln gedeckt, die heute durch ein Reetdach ersetzt sind. Die Dachspitze ziert ein Eichenkreuz.
Das Innere der lichtdurchfluteten Kapelle ist sehr schlicht. Zur Ausstattung gehören der Kanzelaltar von 1882, ein gusseisernes Kruzifix und eine Kopie des Gemäldes „Petrus auf dem Meer“ von Philipp Otto Runge.
Erst beim Hinausgehen fällt den meisten Besuchern das im Jahre 1990 entstandene Wandgemälde „Menschen im Sturm“ des italienischen Künstlers Gabriele Mucci auf. Dieses Gemälde stellt die freie Sicht aufs Meer nach, den der Pastor vom Kanzelaltar aus hatte, bis 1852 der Anbau mit der Sakristei diesen Ausblick verwehrte.
Deutschlands nördlichste Kapelle am Hochufer von Vitt ist bei Brautpaaren sehr beliebt.
Nach einer standesamtlichen Trauung im Schinkel-Leuchtturm am Kap Arkona können sich die Brautpaare
in der kleinen Kapelle kirchlich trauen lassen.
Öffnungszeiten
Mai bis Oktober 09:00 – 17:00 Uhr
Anschrift/Kontakt
(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)