Walter Kempowski

Walter Kempowski erblickt am 29. April 1929 als Sohn des Reeders und Schiffs­maklers Karl Georg Kempowski (1898-1945) und der Hamburger Kaufmanns­tochter Margarethe Kempowski (1896-1969) das Licht der Welt.
1946 nimmt er eine Lehre zum Kaufmann auf, die er aller­dings nicht beenden kann, und beginnt ein Jahr später als Verkäufer in einem Lebens­mittel­lager der US-Army in Wiesbaden zu arbeiten. Während eines Besuchs in Rostock im März 1948 wird Walter Kempowski zusammen mit seinem Bruder Robert verhaftet: Das Urteil lautet 25 Jahre Arbeits­lager wegen Spionage.

Von September 1948 bis Anfang März 1956 ist Walter Kempowski im Zucht­haus Bautzen inhaftiert. Nachdem er frei­kommt und in den Westen über­gesiedelt ist, fängt er an zu schreiben: Literarischen Texten über die Haftzeit folgen Auf­zeichnungen zu den Erinnerungen und Erzählungen seiner Mutter, bevor er ab 1961 erste Roman­projekte aufnimmt. Hörbücher und Film­projekte zu Kempowskis Arbeiten entstehen und er erhält den Förder­preis des Lessing­preises der Stadt Hamburg (1971) und den Förderpreis des Andreas-Gryphius-Preises (1972).

Obwohl er seit 1960 als Lehrer an verschiedenen Schulen unter­richtet, verfolgt Kempowski das Schreiben konstant weiter: Ab 1970 über­nimmt er zahl­reiche Gast­dozenturen und Lehr­aufträge an unter­schiedlichen deutschen und aus­ländischen Universitäten.
2005 erscheint mit „Das Echolot. Abgesang ’45. Ein kollektives Tagebuch.“ der letzte Teil seines Hauptwerks, das ihn – ganz anders als erwartet – nicht bis zu seinem Lebens­ende beschäftigt.

Dennoch: 2006 erkrankt Kempowski an Darmkrebs und stirbt im Oktober 2007 in Rotenburg an der Wümme. Kempowski, der Zeit seines Lebens für die öffent­liche Anerkennung seines Werkes kämpfte, wird erst im Mai 2007 mit der Eröffnung der Ausstellung zu seinem Leben und Werk in der Berliner Akademie die verdiente Würdigung seiner Arbeit und damit auch ein später Ruhm zuteil.
In Kempowskis Heimatstadt Rostock bewahrt das Kempowski Archiv eine umfassende und spannende Sammlung zum Leben und Arbeiten des Schrift­stellers: Text­entwürfe, verschiedene Werk­ausgaben aus dem In- und Ausland, das Spielzeug seiner Kindheit u. v. m.
Anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahre 2009 wird die Promenade entlang der Kaikante des Rostocker Stadt­hafens zwischen Schnickmann- und Grubenstraße in „Kempowski-Ufer“ benannt.


Werke (Auswahl)

  • Im Block, ein Haftbericht. (1969)
  • Haben Sie Hitler gesehen? – Hörspiel (1973)
  • Deutsche Chronik I. Aus großer Zeit. (1978)
  • Deutsche Chronik II. Schöne Aussicht. (1981)
  • Deutsche Chronik III. Haben Sie Hitler gesehen? (1973)
  • Deutsche Chronik IV. Tadellöser & Wolff. (1971)
  • Deutsche Chronik V. Uns geht’s ja noch gold. (1972)
  • Deutsche Chronik VI. Haben Sie davon gewußt? (1979)
  • Deutsche Chronik VII. Ein Kapitel für sich. (1975)
  • Deutsche Chronik VIII. Schule (Immer so durchgemogelt. Erinnerungen an unsere Schulzeit). (1974)
  • Deutsche Chronik IX. Herzlich willkommen. (1984)
  • In Rostock. (1990)
  • Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch Januar und Februar 1943. 4 Bde. (1993)
  • Das Echolot. Fuga furiosa. Ein kollektives Tagebuch Winter 1945. 4 Bde. (1999)
  • Das Echolot. Barbarossa ’41. Ein kollektives Tagebuch. (2002)
  • Das Echolot. Abgesang ’45. Ein kollektives Tagebuch. (2005)

(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)