Orgel in der St.-Nikolai-Kirche

Die St.-Nikolai-Kirche beherbergte eine der bedeutendsten Renaissance-Orgeln Nord­deutschlands, die der Hoforgel­baumeister Nicolaus Maaß von 1604 bis 1609 im Auftrag des dänischen Königs Christian IV. in Kopenhagen gebaut hat.

Der 15 Meter hohe und 7 Meter breite Prospekt der Orgel ist ein Meister­werk des Flensburger Bild­schnitzers Heinrich Ringeringk. Noch heute gehört dieser prachtvolle Prospekt mit seinem wunder­schönen Schnitzwerk und der Orgelempore zu den größten Orgel­prospekten in Nordeuropa.

Das Instrument wurde von 1707 bis 1709 von Arp Schnitger in ein barockes Orgelwerk umgebaut und erweitert. 1878 wurde die Orgel durch die Orgelbau­firma Marcussen in Apenrade für symphonische Musik repariert und ausgebaut.

Seit 1920 hatten planlose Umbauten das alte Instrument stark beeinträchtigt. Von 1997 bis 2009 verwirklichte der international renommierte Orgelbauer Gerald Woehl aus Marburg hier ein ehrgeiziges Projekt. Weltweit einmalig entstanden hinter dem in ursprünglicher Farbigkeit restaurierten Prospekt zwei Stil­instrumente.

Im historischen Gehäuse ist als unverzicht­bares Erbe die Klanggestalt der Schnitger-Orgel von 1709 mit deren spezifischen Wesens­merkmalen entstanden (alte mittel­tönige Stimmung; lebendige, gleichsam „atmende“ Wind­versorgung aus drei traditionellen Keilbälgen, geeignet zur authentischen Wiedergabe der Musik des nord­deutschen Barock). Der Spieltisch (drei Manuale und Pedal) befindet sich am Haupt­gehäuse auf der alten Orgel­empore Ringeringks.

Dahinter steht eine symphonische Orgel mit den Merkmalen der großen romantischen Orgeln mit moderner, gleichstufiger Stimmung. Deren „Lunge“ besteht aus acht Magazin­bälgen, die das große Instrument mit dem nötigen Wind versorgen und es ermöglichen, dass die Orgel vom zartesten Pianissimo bis zum grandiosen symphonischen Tutti mit homogener und melodie­betonender „Stimme“ erklingt. Diese zweite Orgel besitzt einen freistehenden Spieltisch (vier Manuale und Pedal) auf der Sängerempore.

Seit ihrer Fertigstellung besitzt St. Nikolai nicht nur wieder die größte Orgel des Landesteils Schleswig, sondern ein in seiner Art einzig­artiges Instrument: Zu sehen ist der als nationales Kultur­denkmal eingestufte Prospekt der Renaissance­zeit. Zu hören sind eine große nord­deutsche Barock­orgel nach dem Vorbild Arp Schnitgers und ein symphonisch-romantisches Instrument, inklusive Fernwerk auf dem Dachboden über dem Altarraum.

Die bewegte, rund 400-jährige Geschichte der St.-Nikolai-Orgel spiegelt sich somit anhand ihrer einzig­artigen Verbindung von historischem Erbe und moderner Neugestaltung wider.

(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)